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Erbrecht in Deutschland: Die wichtigsten Gesetze und Regelungen im Überblick

Bild Dr. jur. Stephan SeitzAutor:
Zuletzt aktualisiert: 21. April 2024
Bitte beachten: Rechtliche Hinweise

Das Erbrecht ist ein wichtiger Bereich des deutschen Rechts. Jeder Mensch besitzt entweder Vermögen, sei es in Form von Geld, Immobilien, Kunstwerken oder anderen wertvollen Gegenständen, oder er hat negatives Vermögen also Schulden. Doch was geschieht mit diesem Vermögen, wenn man stirbt? Das deutsche Erbrecht regelt die Verteilung des Nachlasses und bestimmt, wer die Erben sind und wie viel jeder erbt. Es gibt dabei verschiedene Arten der Erbfolge, darunter die gesetzliche und die testamentarische Erbfolge. Auch die Erbschaftssteuer spielt eine wichtige Rolle, ebenso wie die Möglichkeit einer Testamentsvollstreckung oder der Bildung einer Erbengemeinschaft.

Grundlagen des Erbrechts

Das Erbrecht ist ein Teil des Zivilrechts und regelt die Rechtsfolgen des Todes eines Menschen, insbesondere wer nach dem Tod des Erblassers dessen Vermögen erbt. Das deutsche Erbrecht basiert auf dem Grundsatz der Testierfreiheit, das heißt, jeder kann grundsätzlich frei entscheiden, wer sein Vermögen nach seinem Tod erben soll. Es gibt jedoch bestimmte Einschränkungen, die dazu dienen, einen angemessenen Ausgleich zwischen den Interessen des Erblassers und der Familie des Erblassers zu schaffen.

Das Erbrecht in Deutschland ist im Wesentlichen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Es unterscheidet zwischen der gesetzlichen Erbfolge und der testamentarischen Erbfolge. Die gesetzliche Erbfolge tritt dann ein, wenn kein Testament vorliegt und auch keine andere Vereinbarung zur Erbfolge getroffen wurde. In diesem Fall erbt die Familie des Verstorbenen nach einem festgelegten Schema. Die testamentarische Erbfolge tritt dagegen ein, wenn der Verstorbene in einem Testament oder Erbvertrag festgelegt hat, wer sein Vermögen erben soll.

Das Erbrecht beinhaltet auch Regelungen zur Erbengemeinschaft, zum Pflichtteil sowie zur Erbschaftsteuer. Eine Erbengemeinschaft entsteht, wenn mehrere Personen zusammen erben und gemeinschaftlich über das Vermögen des Verstorbenen verfügen müssen. Der Pflichtteil steht nahen Verwandten des Verstorbenen zu, auch wenn sie im Testament nicht bedacht wurden. Die Erbschaftsteuer muss bezahlt werden, wenn der Nachlass einen bestimmten Freibetrag überschreitet.

Es ist wichtig, sich im Vorfeld mit dem Erbrecht auseinanderzusetzen und gegebenenfalls ein Testament zu verfassen oder einen Erbvertrag abzuschließen. Hierbei sollten auch steuerliche Aspekte berücksichtigt werden.

Gesetzliche Erbfolge als Regelfall der Erbfolge

Die gesetzliche Erbfolge tritt ein, wenn der Verstorbene kein Testament hinterlassen hat und auch keine andere Vereinbarung zur Erbfolge getroffen wurde. In diesem Fall erbt die Familie des Verstorbenen nach einem festgelegten Schema, das im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt ist. Primär richtet sie sich nach der Verwandtschaftsbeziehung zum Verstorbenen. Wenn der Verstorbene keine Kinder hat, erben die Eltern des Verstorbenen. Sind auch diese nicht mehr am Leben, erben die Geschwister des Verstorbenen und so weiter. Dabei gibt es auch Unterschiede zwischen der Verwandtschaft in gerader Linie (z.B. Kinder, Eltern) und in der Seitenlinie (z.B. Geschwister, Onkel, Tante). Je näher die Verwandtschaftsbeziehung, desto höher ist der Erbanteil. Ihren Erbteil können Sie einfach über meinen Erbrechner ermitteln.

Erbrecht

Testamentarische Erbfolge als gewillkürte Erbfolge

Die testamentarische Erbfolge tritt ein, wenn der Verstorbene ein Testament, ggf. auch in Form eines Berliner Testament, hinterlassen hat. In diesem Fall kann der Verstorbene bestimmen, wer sein Vermögen erben soll und in welchem Umfang. Dabei sind der Testierfreiheit jedoch Grenzen gesetzt, insbesondere durch Pflichtteilsansprüche von nahen Verwandten. Ihren PFlichtteil können Sie einfach über meinen Pflichtteilsrechner ermitteln.

Ein Testament muss bestimmte Formvorschriften erfüllen, um wirksam zu sein. So muss es eigenhändig geschrieben, datiert und unterschrieben werden. Alternativ kann das Testament auch vor einem Notar errichtet werden. In jedem Fall sollte man sich vor der Errichtung des Testaments beraten lassen, um sicherzustellen, dass alle formalen Anforderungen erfüllt sind.

Es besteht auch die Möglichkeit ein gemeinschaftliches Testament zu errichten, das von Eheleuten oder eingetragenen Lebenspartnern gemeinsam unterzeichnet wird. Dabei können sich die Partner gegenseitig als Alleinerben einsetzen oder auch andere Erbregelungen treffen. Allerdings kann das Testament nur gemeinschaftlich geändert werden.

Wichtig: ein Testament sollte regelmäßig aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass es den aktuellen Wünschen und Umständen entspricht. Insbesondere nach einer Scheidung, der Geburt eines Kindes oder dem Erwerb neuer Vermögenswerte sollte das Testament überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

Insgesamt betrachtet bietet die testamentarische Erbfolge eine große Flexibilität bei der Regelung der eigenen Erbfolge. Allerdings sollte man sich immer bewusst sein, dass es auch hier gewisse Grenzen und Einschränkungen gibt, die man beachten muss.

Erbschaftssteuer: Erbschaft als Erbe richtig versteuern

Beim Erben und Vererben von Vermögen fällt in Deutschland Erbschaftssteuer an. Die Höhe der Erbschaftssteuer hängt vom Wert des Erbes und der Verwandtschaftsbeziehung zwischen Erblasser und Erben ab. Für Ehegatten und eingetragene Lebenspartner gibt es eine Steuerbefreiung, wenn das geerbte Vermögen unterhalb eines bestimmten Freibetrags liegt. Für Kinder und Enkel gibt es ebenfalls hohe Freibeträge. Bei weiteren Verwandten und nicht verwandten Erben sind die Freibeträge deutlich niedriger. Tipp: Erbschaftssteuer berechnen über meinen Erbschaftssteuerrechner.

Die Erbschaftssteuer muss in der Regel innerhalb von drei Monaten nach Eintritt des Erbfalls beim zuständigen Finanzamt angemeldet werden. Dabei müssen neben einer Erbschaftssteuererklärung auch eine Aufstellung des Vermögens und der Schulden des Verstorbenen eingereicht werden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Erbschaftssteuer zu minimieren oder ganz zu umgehen. Eine Möglichkeit ist, das Vermögen schon zu Lebzeiten zu verschenken. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Schenkung mindestens zehn Jahre vor dem Tod des Schenkers erfolgen muss, um steuerfrei zu sein.

Erbengemeinschaft: Gemeinsam mit anderen Personen erben

Eine Erbengemeinschaft entsteht, wenn mehrere Personen gemeinsam erben. Jeder Erbe hat dann ein Miteigentumsrecht an dem geerbten Vermögen, das heißt, er oder sie hat ein Recht auf Nutzung und Verwaltung des Vermögens. Die Entscheidungen müssen jedoch gemeinsam getroffen werden.

Die Erbengemeinschaft ist auf Auflösung, sog. Auseinandersetzung, gerichtet. Dies kann allerdings nicht ohne Weiteres erlangt werden, solange keine Einigung zwischen den Miterben erzielt wird. In der Praxis führt dies oft zu Konflikten und Verzögerungen bei der Abwicklung des Nachlasses, bis hin zur Teilungsversteigerung von Nachlassimmobilien. Welche Kosten bei einer Teilungsversteigerung entstehen, ermitteln Sie über meinen Schnellrechner.

Eine Möglichkeit, die Erbengemeinschaft aufzulösen, besteht darin, dass sich einer der Miterben von den übrigen auszahlen lässt und damit aus der Gemeinschaft ausscheidet. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Erben das Vermögen untereinander aufteilen oder verkaufen und die Erlöse entsprechend aufteilen. Zuletzt kann jeder Miterbe auch jederzeit seinen Erbteil verkaufen. Über meinen Online-Rechner können Sie den Verkaufswert ihres Erbteils ermitteln.

Um Konflikte und Schwierigkeiten bei der Abwicklung einer Erbengemeinschaft zu vermeiden, ist es empfehlenswert, frühzeitig eine Regelung zu treffen. Eine Möglichkeit hierfür ist die Erstellung eines Testaments oder Erbvertrags, in dem die Aufteilung des Vermögens bereits festgelegt wird.

Erbausschlagung: Erbenstellung nicht annehmen

In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, eine Erbschaft auszuschlagen. Gründe dafür können sein, dass der Nachlass überschuldet ist oder dass der Erbe nicht bereit oder in der Lage ist, die mit der Erbschaft verbundenen Verpflichtungen zu erfüllen. Auch wenn der Erbe die Erbschaft nicht annehmen möchte, weil er beispielsweise in einem anderen Land lebt und die Verwaltung des Nachlasses in Deutschland zu kompliziert ist, kann eine Erbausschlagung in Betracht gezogen werden.

Die Erbausschlagung muss innerhalb einer bestimmten Frist erfolgen, die in der Regel sechs Wochen beträgt. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, an dem der Erbe Kenntnis von seiner Erbenstellung erlangt hat. Die Erbausschlagung muss gegenüber dem Nachlassgericht erklärt werden. Es ist jedoch auch möglich, die Erbausschlagung notariell zu beurkunden. Über meinen Fristenrechner Erbausschlagung können Sie ihre Frist konkret berechnen.

Wenn ein Erbe die Erbausschlagung erklärt hat, gilt er als von Anfang an nicht erbberechtigt. Das bedeutet, dass er keinerlei Ansprüche auf den Nachlass hat, aber auch nicht für die Schulden des Verstorbenen haftet. Allerdings wird er damit unter Umständen zum Pflichtteilsberechtigten.

Pflichtteil: Ansprüche trotz Enterbung

Der Pflichtteil ist ein gesetzlicher Anspruch auf einen bestimmten Anteil des Erbes, der nahen Verwandten des Erblassers zusteht, wenn sie durch Testament oder Erbvertrag enterbt wurden. Der Pflichtteil soll sicherstellen, dass nahen Angehörigen auch bei Enterbung oder Ausschlagung des Erbes ein angemessener Anteil am Nachlass zusteht.

Die Höhe des Pflichtteils ist gesetzlich geregelt und beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbteils. Wer also beispielsweise als alleiniges Kind nach dem gesetzlichen Erbrecht eine Erbquote von 1/2 hätte, hat bei Enterbung oder Ausschlagung des Erbes einen Pflichtteilsanspruch von 1/4. Der Pflichtteilsanspruch kann auch höher ausfallen, wenn der Erblasser zu Lebzeiten Schenkungen gemacht hat, die den Pflichtteil mindern. In diesem Fall ist eine komplexe Berechnung erforderlich, um den Pflichtteilsanspruch zu ermitteln. Zur konkreten Berechnung des Pflichtteils empfehle ich die Nutzung meinen Pflichtteilsrechners.

Die Berechnung des Pflichtteils erfolgt nach dem Wert des Nachlasses zum Zeitpunkt des Todes des Erblassers. Abzüglich aller Schulden, Kosten und Abgaben ergibt sich der Nachlasswert. Bei der Berechnung des Pflichtteils sind auch Schenkungen des Erblassers zu berücksichtigen, die er in den letzten zehn Jahren vor seinem Tod gemacht hat. Diese Schenkungen mindern den Pflichtteilsanspruch.

Erbschein: Erbenstellung nachweisen

Ein Erbschein ist ein amtliches Dokument, das die Erbenstellung einer Person nachweist. Er wird oft benötigt, um Zugriff auf das Vermögen des Verstorbenen zu erhalten, insbesondere wenn es sich um Konten, Wertpapiere, Immobilien handelt. Zum Beispiel können Banken oder Behörden die Vorlage eines Erbscheins verlangen, um sicherzustellen, dass die Person, die Zugriff auf das Konto möchte, auch tatsächlich die rechtmäßige Erbin oder der rechtmäßige Erbe ist. Ein Erbschein kann auch benötigt werden, um Grundbucheinträge oder andere rechtliche Angelegenheiten zu regeln.

Um einen Erbschein zu beantragen, müssen Sie sich an das zuständige Nachlassgericht wenden. Das Nachlassgericht ist in der Regel das Amtsgericht, in dessen Bezirk der Verstorbene seinen letzten Wohnsitz hatte. Der Antrag kann entweder persönlich oder schriftlich gestellt werden. In jedem Fall müssen Sie dem Gericht bestimmte Unterlagen vorlegen, wie zum Beispiel die Sterbe- und Geburtsurkunden des Verstorbenen, das Testament (sofern vorhanden), sowie Nachweise über Ihre eigene Erbenstellung.

Die Kosten für einen Erbschein sind gesetzlich festgelegt und richten sich nach dem Wert des Nachlasses. Nutzen Sie meinen Schnellrechner Erbschein um die Kosten zu berechnen.

Nicht immer wird ein Erbschein auch benötigt. Wenn zum Beispiel ein notariell beglaubigtes Testament oder eine andere Art von Erbnachweis vorliegt, kann es sein, dass ein Erbschein nicht benötigt wird.

Nachlassverwaltung und Testamentsvollstreckung

Eine Nachlassverwaltung ist eine besondere Form der Verwaltung des Nachlasses. Sie kann angeordnet werden, wenn die Erben nicht in der Lage sind, den Nachlass zu verwalten oder wenn ein Interessenkonflikt zwischen den Erben besteht. Die Nachlassverwaltung wird von einem Nachlassverwalter durchgeführt, der vom Nachlassgericht bestellt wird.

Die Testamentsvollstreckung ist eine weitere Möglichkeit, den Nachlass zu regeln. Hierbei wird durch den Erblasser eine Person als Testamentsvollstrecker eingesetzt, die nach dem Tod des Erblassers die Aufgabe hat, den Nachlass zu verwalten und gegebenenfalls zu verteilen. Die Testamentsvollstreckung kann für einen bestimmten Zeitraum oder bis zur Erfüllung bestimmter Aufgaben angeordnet werden. Der Vorteil der Testamentsvollstreckung ist, dass der Testamentsvollstrecker in der Regel eine fachkundige Person ist, die über das notwendige Fachwissen verfügt und in der Lage ist, den Nachlass professionell zu verwalten. Durch die Testamentsvollstreckung kann auch vermieden werden, dass es zu Konflikten zwischen den Erben kommt.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass sowohl die Nachlassverwaltung als auch die Testamentsvollstreckung mit Kosten verbunden sind. Die Kosten richten sich nach dem Umfang der Verwaltung bzw. der Testamentsvollstreckung und können je nach Einzelfall sehr unterschiedlich sein.

Erbstreitigkeiten vermeiden und auflösen

Leider kommt es im Rahmen von Erbschaften immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Erben. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn sich die Erben nicht einig sind, wie der Nachlass aufgeteilt werden soll oder wenn es Unklarheiten bezüglich des Testaments gibt.

In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, eine außergerichtliche Einigung anzustreben, zum Beispiel durch eine Mediation. Hierbei versucht ein unabhängiger Dritter, zwischen den Parteien zu vermitteln und eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten zufrieden sind.

Wenn eine außergerichtliche Einigung nicht möglich ist, kann es zu einem Rechtsstreit vor Gericht kommen. Hierbei können die Erben sich an das Nachlassgericht oder an ein Zivilgericht wenden, je nach Art der Streitigkeit. In Erbstreitigkeiten geht es oft um viel Geld, daher ist es ratsam, sich von einem erfahrenen Fachanwalt für Erbrecht vertreten zu lassen. Der Anwalt kann Ihnen helfen, Ihre Ansprüche durchzusetzen und Sie durch den Prozess zu führen. Welche Kosten für einen Erbprozess auf Sie zukommen, ermitteln Sie über meinen Prozesskostenrechner.

Bitte bedenken Sie aber, dass Erbstreitigkeiten oft sehr emotional und belastend sind, insbesondere wenn es sich um Streitigkeiten innerhalb der Familie handelt. Daher sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie einen Rechtsstreit führen möchten. Eine Alternative kann der Verkauf Ihres Erbteils sein.

In jedem Fall ist es wichtig, frühzeitig rechtlichen Rat einzuholen und die Möglichkeiten und Risiken einer Erbstreitigkeit sorgfältig abzuwägen.

Erbrecht in Deutschland: Quellenangaben und weiterführende Literatur

Die Informationen auf dieser Seite sind sorgfältig recherchiert und zusammengetragen. Folgende Quellen und weiterführende Literatur empfehle ich im Kontext Erbrecht in Deutschland: